Die überraschend starken Schweizer verloren die Bronzemedaille erst im Springen an die Franzosen (167,5). Es lief für die Reiter von Bundestrainer Peter Thomsen und Equipe-Chefin Annette Wyrwoll im Schlosspark von Blenheim, wie es kaum hätte besser sein können. Es war auch der Sieg von guter Ausbildung, gutem Training und der richtigen Taktik. „Wir hatten aber auch viel Glück diese Woche“, sagte Michael Jung (28,3), der den Titel durch seine langsamere Geländezeit an seine Dauerkonkurrentin, die Britin Laura Collet, verlor, die auf London ihren ersten Einzeltitel gewann (27), während das Gastgeber-Team nach Ausfall von zwei Teamreiterinnen geplatzt beziehungsweise mit 1.000 Minuspunkten belastet war. Bronze ging an den Briten Tom McEwen auf Dublin (33 Minuspunkte). Zwei Holsteiner und ein Hannoveraner mit Holsteiner Vater sorgten am Ende für die Einzelmedaillen: Gold für London (Holsteiner) v. Landos (Collett), Silber für Chipmunk (Hannoveraner) v. Contendro I (Jung), Bronze für Dublin (Holsteiner) v. Diarado (McEwen) – ein bemerkenswerter Erfolg für die deutsche Pferdezucht. Natürlich geht es nicht ohne das berühmte Quäntchen Glück, aber, so Annette Wyrwoll, je besser man ausgebildet und je besser vorbereitet das Pferd sei, umso weniger Glück brauche man.
Foto: Stefan Lafrentz
Junge Talente: Tjade Carstensen – Erfolge sind Familiensache
Als jüngster Spross einer schleswig-holsteinischen Reiter- und Züchterfamilie war der Weg für Tjade Carstensen vorgezeichnet. Im Springsattel der Ponys und anschließend auf Holsteiner Pferden verfolgte er seine sportlichen Ziele unterstützt durch die Eltern Ivonne und Jörg, den älteren Schwestern Beeke und Teike und seinen Großeltern Margit und Thomas Petersen. Es folgten frühe Einsätze beim Preis der Besten, auf den Bundeschampionaten, bei Deutsche Jugendmeisterschaften, Europameisterschaften und Nationenpreisen. Doch in diesem Jahr errang Tjade seinen bislang größten Erfolg: Beim CHIO Aachen sprang der 20-Jährige mit Gasira zum Titel im renommierten Deutschlands U25 Springpokal. Tjades Familie betreibt in Nordfriesland die Hengststation Sollwitt, einen Zucht- und Ausbildungsbetrieb. Seine Eltern haben den Hof von den Großeltern übernommen, die ihn einst erwarben und mit vier Schweinen und zwei Pferden starteten. Heute sind es circa 70 Pferde, die gemeinsam betreut und ausgebildet werden. In die Zucht mit zehn Stuten, Aufzucht, Ausbildung und Körvorbereitungen – von hauptsächlich eigenen Holsteiner Pferden – ist der jüngste Sohn voll involviert. Er steckt derzeit im letzten Lehrjahr zum Pferdwirt, reitet acht bis zehn Pferde täglich und sitzt auf dem Traktor für die Hofarbeiten. Alle drei Kinder der Familie reiten auf Championats-Niveau.
Foto: Equitaris
PferdePromi: Ping Pong van de Lentamel – Ein Bunter zum Gernhaben
„Den muss man einfach gernhaben“, sagt Lars Nieberg und gerät ins Schwärmen. „Ping Pong ist ein unkompliziertes, ungemein sympathisches Pferd und immer motiviert.“ Der erst zehnjährige Belgier versteht seinen Job. „Er springt immer so hoch, wie der Parcours es erfordert, aber auch nicht höher. Das gilt für 1,40 Meter genauso wie für 1,60 Meter. Er macht kein unheimliches Spektakel, das ist auch gut so, denn dann verbraucht er sich nicht. Eigentlich springt er immer unauffällig gut“, erzählt Lars Nieberg. Der zweimalige Mannschafts-Olympiasieger ist mächtig froh, dass sein 32 Jahre alter Sohn Gerrit und Ping Pong so erfolgreich in den Spitzensport gefunden haben. Jüngster Triumph: Die beiden gewannen Mitte September den Großen Preis der Global Champions Tour in Riesenbeck. Ping Pong kam in Belgien zur Welt und wurde dreijährig über eine Online-Auktion verkauft. Er war noch nicht angeritten, seine Qualität konnten die Bieter nur dank eines Freispring-Videos einschätzen. Karin Ernsting gefiel der Schecke auf Anhieb, aber nicht so sehr der Farbe wegen. „Ich bin ein großer Emerald-Fan und Ping Pong stammt von ihm ab.“ Emerald gilt als einer der besten Söhne des Ausnahmevererbers Diamant de Semilly. Auch Muttervater Toulon steuert über seinen Vater Heartbreaker feinste Springsportgene bei. Nach gefühlt endlosem Bieterduell bis nach Mitternacht hatte Karin Ernsting beziehungsweise ihre Firma European Youngsters den Zuschlag bekommen und Ping Pong bezog bald darauf seine Box im Münsterland.