Leseproben Ausgabe 11/2025

Porträt: Stefan Aust – Im verborgenen Paradies
Foto: Malina Blunck

Porträt: Stefan Aust – Im verborgenen Paradies

Stefan Aust gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten im deutschen Journalismus. Der heute 79-Jährige war Chefredakteur des Spiegel und Herausgeber der Tageszeitung DIE WELT und WELT TV. Der Medienmanager ist gefragter Kolumnist und gern gesehener Gast in politischen TV-Sendungen – bekannt für seine pointierten Analysen und präzisen Formulierungen. Und er ist seit Kindesbeinen an leidenschaftlicher Reiter, wurde später passionierter Züchter. Ein echter Charakter-Kopf mit tiefer Pferdeliebe – wir haben ihn auf seinem herrlich gelegenen Anwesen in Niedersachsen besucht. Es muss hier doch irgendwo sein!“ Die Stimmung im Auto ist angefasst, als wir zum zweiten Mal die Bundesstraße 495 mitten im Wald zwischen Armstorf und Ebersdorf entlangfahren und das Handynetz sich immer gerade dann verabschiedet, wenn die entscheidende Abfahrt zur eingegebenen Adresse auf dem Monitor erscheinen soll. Schließlich aber finden wir den Zielort, eine wunderschöne Anlage umgeben von hohen Tannen und satten grünen Weiden. Und wir treffen auf Stefan Aust – in Turnschuhen, mit Basecap und abgewetzter Jeans, der uns mit einem fröhlichen: „Na, dann kommt mal mit – ich zeig' Euch alles!“ begrüßt. Aust ist der älteste von fünf Geschwistern, 1946 im niedersächsischen Stade in eine klassische Bauernfamilie geboren. „Wir hatten einen kleinen Hof mit Milchkühen und Pferden vor Wagen und Pflug, wie das kurz nach dem zweiten Weltkrieg so war“, erzählt er. „Irgendwann wurden die Pferde ab- und der Trecker angeschafft, aber meine Geschwister und ich waren pferdeverrückt und wollten immer reiten.“
PferdePromi: Drombusch OLD – übermotiviertes Energiebündel
Foto: Stefan Lafrentz

PferdePromi: Drombusch OLD – übermotiviertes Energiebündel

Als der junge Drombusch die Box im Stall von Christoph Koschel bezog, hätten wohl nur Optimisten erwartet, dass aus ihm mal ein zuverlässiges Grand Prix-Pferd werden würde. Wild buckelnd, mit überschäumender Energie und zugleich hoher Intelligenz gesegnet, stellte der Oldenburger seinen Ausbilder vor Herausforderungen. Christoph Koschel zügelte nicht nur das Temperament des Pferdes, sondern hatte auch den richtigen Riecher, dass seine Schülerin und Nichte Felicitas Hendricks mit Drombusch ein Dreamteam bilden würde. Befragt man den Duden, was „Drömmel“ bedeutet, gibt er zwei Antworten: „sich langsam fortbewegen“ und „gedankenlos arbeiten“. Beides passt so gar nicht zu dem Drömmel alias Drombusch OLD, der mit Felicitas Hendricks eines der erfolgreichsten Dressurpferde im U25-Lager ist und seiner Reiterin den Weg in den Grand Prix-Sport geebnet hat. Vater des Erfolgs ist Christoph Koschel. Der Ausbilder, selbst mit dem finnischen Wallach Donnperignon (Team-Medaillengewinner und Einzelplatzierungen in den Top Ten bei den Weltreiterspielen 2010 und Europameisterschaften 2011), hatte den damals fünfjährigen Drombusch bei der befreundeten Züchterfamilie Winkelmann entdeckt. Koschel erinnert sich: „Ich habe sofort gesehen, das ist ein hochinteressantes Pferd, sehr kernig, sehr frisch. Aber auch sehr wild. Er hat ein tolles Hinterbein, sein Motor hat mich gereizt. Ich habe gedacht, das könnte einer für mich sein.“
StutenPorträt: Rioja – die Siegerhengstmacherin
Foto: Kiki Beelitz

StutenPorträt: Rioja – die Siegerhengstmacherin

Hinter den Siegerhengsten der Oldenburger Körungen 2015 und 2025 steht eine außergewöhnliche Stute. Rioja ist der Name der Mutter von Bonds und La Paix. Insgesamt zeichnet die 17-jährige Sir Donnerhall I-Tochter Verantwortung für 15 Nachkommen und prägt durch ihre Genetik nicht nur den Pferdebestand auf dem Hof ihrer Besitzer, der Familie Paschertz im niedersächsischen Cloppenburg. Ich hatte das Ziel eine Sir Donnerhall Stute zu erwerben“, begann Tierärztin Dr. Katharina Paschertz, angesprochen auf ihre Oldenburger Stute Rioja, zu erzählen. Bei der Fohlenregistrierung auf dem Gestüt Vorwerk in Cappeln sah der bekennende Dunkelfuchs-Fan diese Tochter des Sir Donnerhall I bei Fuß ihrer Mutter Rhea Silva v. Rubinstein I-Democraat. „Rioja war schon im Fohlenalter durch ihre Präsenz ein Hingucker. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Sie erhielt vor Ort die Zulassung zur Auktion und ich war auf Hilfe angewiesen, um sie noch davor erwerben zu dürfen.“ Der erfahrene Züchter Wilhelm Sieverding sprach sich bei Riojas Züchter Dr. Klaus Crone-Münzebrock für den direkt Verkauf aus und das gelang. „Die Zuchtambitionen standen dabei hinter den reiterlichen an. Ihr westfälisches Blut über die direkte Mutterlinie sagte mir aber schon damals zu, da ich selbst aus Westfalen stamme.“ Nach der Fohlenaufzucht wurde Rioja dreijährig angeritten und erhielt anschließend erneut Pause. Anders als geplant, begann ihre Zuchtkarriere dann doch früh und sollte sich als glücklichste Fügung erweisen.