Foto: Stefan Lafrentz

Aller Anfang ist schnell

Blog aus A Coruña | von Gabriele Pochhammer (Teil 2)

Die gute Nachricht hat sich wahrscheinlich schon herumgesprochen, die deutschen Springreiter liegen nach der ersten Wertung, dem Zeitspringen, auf Platz zwei hinter den Briten, desgleichen Richard Vogel auf United Touch, mit einem Ritt, den man in früheren Jahrzehnten wohl als Husarenritt bezeichnet hätte. Gefühlt einen halben Meter ließ United Touch bei manchen Hindernissen zwischen sich und den Stangen. Vogel gehörte zu den wenigen, die auf die unfreundliche Mauer den allerkürzesten Weg nahmen, riskant aber geglückt, anders als bei Stall- und Lebensgefährtin Sophie Hinners, die die Mauer bei einem ansonsten souveränen Ritt mit Iron Dames My Prins in Einzelteile zerlegte. Marcus Ehning hatte mit Coolio bereits eine sichere Nullrunde vorgelegt und Christian Kukuk sich kurzfristig in einen Grand National-Jockey verwandelt, so flott steuerte er seine temperamentvolle Stute Just be Gentle fehlerlos über alle Klippen. Die Mauerabkürzung verkniff er sich, die Stute soll bei dieser EM erstmal lernen, wie Championat geht. Wenn alles nach Plan verläuft, dann soll die jetzt Elfjährige für die WM in Aachen im nächsten Jahr das Backup für den dann 16-jährigen Olympiasieger Checkers übernehmen. Das Zeitspringen, das bei Championaten und auch beim Weltcupfinale den Anfang macht, hat es in sich. Mit einem langsamen Nuller wird man gar nichts, hier herrscht als allererstes der Stechmodus. Nach Umrechnung ist die Ausbeute der wilden Jagd dann eher mager. Die ersten fünf Teams liegen weniger als einen Springfehler auseinander, die ersten 37 Reiter trennt ebenfalls weniger als ein Springfehler, will heißen, wenn Darragh Kenny  ab heute null bleibt kann er seinen Landsmann, den mit null Fehlern führenden Daniel Coyle, noch überholen, falls der einen Abwurf kassiert. Schon heute, in der ersten Nationenpeisrunde,  werden die Sprünge zehn Zentimeter höher, also bis 1,60 Meter, dann wird die Welt schon anders aussehen.

Der spanische Parcoursdesigner Santiago Varela arbeitete mit optischen Effekten, wie schräg in die Luft gehängten Mikado-dünnen Stangen, und sehr zurückhaltenden Farben, im Prinzip weiß, beige und braun, was im Fernsehen, wie ich von zuhause hörte, oft etwas trist und schmucklos herüberkam. War es aber nicht, sondern elegant und interessant mit einigen Alles-oder-Nichts-Alternativen, wie der Weg zur besagten Mauer.  Bin gespannt, was sich Varela für die nächsten Tage einfallen lässt.

Rechtzeitig vor dem ersten Springen trafen die diversen Trainer ein, Markus Beerbaum sah ich schon im Flieger, der betreut den belgischen Einzelreiter Abdel Said. Der Olympiadritte von 1988, Karsten Huck, hilft dem Israeli Theodore Boris, um nur zwei zu nennen.

Im Shuttlebus trifft sich dann die ganze Szene und man muss nicht besonders die Ohren spitzen, und mitzukriegen: der Pferdehandel schläft nie. Während der Fahrten glühen die Handys der einschlägigen Händler. „Ich habe da einen interessanten Neunjährigen, nicht für jeden, aber viel Qualität“, hört man dann zwei Reihen weiter. Oder: „Das funktioniert nicht mit dem? Nicht so gut. Wie regeln wir das am besten? Ich war ja nicht der Berater, nur der Vermittler und Provision ist auch nicht geflossen.“

Mit dem schönen Wetter ist es erstmal vorbei, die Handy-Apps haben‘s prophezeit und recht behalten. Nachmittags dräuten von Meer her Wolkenschwaden, hüllten erst die Hügelkuppen ein, dann die Häuser darunter und ich bin sicher, wenn das Springen noch länger gedauert hätte, wären wir alle im Nebel versunken. Ab Freitag soll es dann regnen, wohl dem, der neben den Sommerfähnchen auch eine Regenjacke eingepackt hat. Unser deutsches Pressehäufchen ist übrigens sehr übersichtlich. So wenig waren wir noch nie: FN-Presseprecherin Sabine Gregg, Fotograf Stefan Lafrentz und ich. Aber wir geben natürlich alles, versprochen.

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