Fotos: Stefan Lafrentz

Jeder wie er’s mag

EM-Blog aus A Coruña | von Gabriele Pochhammer (Teil 1)

Volle Kanne, ruhige Sätze oder gar nicht kommen – so bereiteten sich die die Reiter im Eingewöhnungsspringen der Europameisterschaft in A Coruña auf den Titelkampf vor.

Ich weiß nicht, ob die Reiter es auch so genießen, all die schönen Orte, an die der Sport sie führt, wie ich am ersten Abend der EM in A Coruña, am nordwestlichen Zipfel Spaniens in Galizien. Ich wünsche es ihnen jedenfalls, dass sie zwischen Oxer und Steil auch mal Zeit dazu haben. Von meinem Hotel aus direkt am Strand, sieht man die Menschen wie die Heringe im Sand braten, aber keiner geht ins Wasser. Das hat seinen guten Grund, eine rote Fahne warnt vor den Tücken der Wellen, die mit gleichmäßiger Wucht ans Ufer schäumen. So blieb es für die meisten beim Sonnenbaden, bei komfortablem 24 Grad und azurblauem Himmel.

Für die Reiter ging es gestern eher gemächlich los, in der wunderbaren Reitanlage Casas Novas, was soviel wie „Neue Häuser“ heißt, dem Schauplatz der diesjährigen Springreiter EM, 20 Kilometer vor den Toren Stadt. Ein nicht unbetuchter spanischer Unternehmer, der Schöpfer der Modekette Zara, dessen Tochter eine Zeitlang engagiert ritt, hat hier vor 25 Jahren ein Reitsportzentrum buchstäblich in the middle of nowhere, inmitten grüner Hügel und in Sichtweite des Ozeans aus dem Boden gestampft, das keine Wünsche offenlässt. Perfekter Boden, sechs großzügige Abreiteplätze, eine Galoppierbahn auf Rasen, feste klimatisierte Ställe für 260 Pferde und eine große Halle, in der schon mehrfach Weltcupspringen ausgetragen wurden. Ich denke, dafür mussten eine Menge Röckchen und Pullöverchen verkauft werden. Nicht nur Bundestrainer Otto Becker ist begeistert, auch die Reiter loben alles in den höchsten Tönen. 14.000 Besucher werden erwartet, davon 25 Prozent aus dem Ausland.

Europameisterschaften sind ja immer so etwas wie „Zwischenchampionate“, nach Olympischen Spielen vor Weltmeisterschaften oder umgekehrt und schon oft haben engagierte Veranstalter abseits der großen Zentren den Zuschlag bekommen. Ich denke an San Padrignano, wo Marco Kutscher und Montender im Jahr 2005 Europameister wurden, oder an Riesenbeck, dessen ländlicher westfälischer Charme mit der Expertise des Teams um Ludger Beerbaum einhergeht, wo André Thieme 2021 mit Chakaria den Titel holte. Viele Nationen nehmen die Chance wahr, jüngere Pferde oder neue Reiter auf Championatsebene zu testen, ein Jahr vor der Weltmeisterschaft in Aachen. So sind die Schweden mit einem jungen Frauenteam gekommen, alles neue Namen, die sich hier bewähren wollen.

Am Dienstag ging es erstmal um eine Art Trainingsspringen. Familiarization nennt sich das, falls man es aussprechen kann. Also den Pferden sollte einmal der Platz gezeigt werden, gespickt mit zehn Hindernissen inclusive Wassergraben und einer zweifachen Kombination. Der Reiter hat anderthalb Minuten Zeit und kann wählen, worüber er wie oft springt. Er muss auch gar nicht springen oder kann gleich ganz wegbleiben wie Richard Vogel, der Schlussreiter des deutschen Teams, der seinen United Touch erst am Mittwoch im Zeitspringen sattelt.

Es ist schon interessant zu sehen, wie die verschiedenen Reiter diese 90 Sekunden nutzen. Die Deutschen (Marcus Ehning auf Coolio, Sophie Hinners auf Iron Dames my Prins, Christian Kukuk auf Just be Gentle und Einzelreiter Hansi Dreher auf Elysium) steuerten ihre Pferde in gepflegten ruhigen Sätzen durch die Arena, andere bretterten los, als gehe es schon um die Wurst. Um die geht es ab heute im Zeitspringen, der ersten von insgesamt fünf Runden, die überwinden muss, wer Europameister werden will. Otto Becker sieht die Sache wie immer ausgewogen und vorsichtig: „Es kommen viele Reiter und Teams für den Sieg in Frage, es wird ganz eng.  Wir streben jedenfalls einen Podiumsplatz an.“

News >

Aller Anfang ist schnell Blog aus A Coruña | von Gabriele Pochhammer (Teil 2)

Die gute Nachricht hat sich wahrscheinlich schon herumgesprochen, die deutschen Springreiter...

[ mehr]

Jeder wie er’s mag EM-Blog aus A Coruña | von Gabriele Pochhammer (Teil 1)

Volle Kanne, ruhige Sätze oder gar nicht kommen – so bereiteten sich die die Reiter im...

[ mehr]

Die nominierten siebenjährigen Pferde zur Dressur-WM

Im Anschluss an die zweite Sichtung in Warendorf werden heute die Kandidaten für die...

[ mehr]

EM Springen: Die deutschen Paare sind bereit

Bereits am Sonntag sind die deutschen Pferde im spanischen A Coruña für die...

[ mehr]

Rachel Proudley gewinnt sensationall bei den Jungen Reitern

Die Britin Rachel Proudley konnte bei ihrem allerersten Championat einen sensationellen Erfolg...

[ mehr]