Foto: Stefan Lafrentz

Erste Eindrücke unserer Korrespondentin

EM-Blog aus Crozet | von Gabriele Pochhammer (Teil 1)

Knapp haben die deutschen Dressurreiter die Führung nach Tag eins in der Dressur-Europameisterschaft übernommen. Schauplatz ist Crozet, ein winziges Örtchen, circa 15 Kilometer vom Genfer Flughafen entfernt, aber schon in Frankreich. Am Rande des Dorfes zu Füßen des Jura-Gebirges liegt die feudale Luxusreit- und Golfanlage Jiva Hill, ähnlich schick wie das Privatetablissement in A Coruna für die Springreiter vor sechs Wochen. Auch hier wieder alles vom Feinsten, große Boxen, zwei Reithallen und und und. Wie in Spanien sind allzu viele Zuschauer nicht eingeplant, heute waren da übersichtliche 200, mehr als 2.000 fassen die Tribünen sowieso nicht.

Das Pressezentrum ist gefühlte zehn Kilometer vom Dressurviereck entfernt, in Wirklichkeit sind es wohl nur 1.500 Meter, aber wer nicht gerade einen der beiden Golfwagen erwischt, die hin und her pendeln, kommt ganz schön ins Schnaufen, es geht nämlich auch noch bergauf. Mir tun vor allem die Fotografen mit ihrem schweren Equipment leid. Für Sportliche stehen auch E-Bikes und Roller bereit. Nachdem ich gestern mit dem bleischweren E-Bike einmal hingeknallt bin – nichts passiert - steige ich jetzt auf Roller um. Oder warte doch auf das Golfwägelchen.

Die deutschen Reiter und Pferde sind gut drauf, Bundestrainerin Monica -Theodorescu gab ein gemischtes Fazit: Katharina Hemmer auf Denoix bei ihrem Championatsdebüt toll, liegt nach der ersten Hälfte vorne.  Da wird sie nicht bleiben, denn die stärkeren Reiter kommen ja erst  Donnerstag, aber ein Klasse-Auftakt war es allemal. Hubertus Schmidt, der Trainer und Chef von „Katha“ war aufgeregter als seine Schülerin selbst. Nicht so gut lief es für Ingrid Klimke, die vormittags als erste deutsche Starterin ins Viereck ging und eigentlich für ein sicheres Auftaktergebnis sorgen sollte, um von den anderen ein wenig den Druck zu nehmen. Das klappte nicht ganz, der 14-jährige Vayron hatte nicht den besten Tag. Der Riese von 1,86 Stockmaß, zwölf Zentimeter größer als seine Reiterin, aber offenbar mit dem Herz eines Hasen, entdeckte ein gefährliches Ungeheuer auf eine Treckerspur, die frisch in den Sand gezogen worden war, gerade vor C. Halten und Rückwärtsrichten misslang und dann noch einiges. Und immer wieder schielte Vayron dahin, wo er das pferdefressende Ungeheuer vermutete. Mit 69,348 Punkten liegt Ingrid auf Zwischenrang sieben, wird es aber wohl noch in den Special am Freitag schaffen. Dort sind nur die 30 besten von 62 Reitern zugelassen. Der Hannoveraner Hengst, der aussieht wie ein Wallach, hatte unter dem Dänen Daniel Bachmann bereits an den Olympischen Spielen 2024 teilgenommen, unter anderem seine schwachen Piaffen verhinderten eine vordere Platzierung. Diese sehr schwierige Lektion, quasi der Trab auf der Stelle, hat Klimke gut in den Griff bekommen, anderes, wie die Pirouetten nicht. „Jetzt müssen die anderen die Kohlen aus dem Feuer holen“, sagt sie. „Ich hatte mir das hier wirklich besser vorgestellt hier, nachdem er im Trainingslager so gut gegangen war.“

Ingrid beim Abreiten zuzuschauen, ist jedes Mal zum Filmen schön. Auch der verbissenste Tierschützer würde nichts aussetzen können. Lang und tief darf sich Vayron in der Lösungsphase strecken, Welten entfernt vom zusammengezogenen Aufrollen aus der holländischen „Low-and-Deep-Phase“, dann allmähliche Versammlung und damit einhergehend immer ausdrucksvollere Tritte. Wunderbar. Und alles ohne Bügel. Aber schon beim Abreiten sah man, wie schwer es dem 700-Kilo-schweren Vayron fällt, mit der Hinterhand in den Pirouetten Gewicht aufzunehmen.

Morgen Abend wissen wir, ob die Deutschen das 26. EM-Gold holen oder doch die Briten, deren erster Reiter Andrew Gould heute allerdings abgeläutet wurde, weil sein Pferd lahmte. Ich selbst habe es nicht gesehen, es wurde mir aber von mehreren Augenzeugen bestätigt. Allerdings sagte das keiner laut. Aus tiermedizinischen Gründen sei er herausgenommen worden, hieß es auf der Website des britischen Verbandes. Konkreter wurden die anwesenden PR-Leute auch nicht auf Nachfrage. Lediglich: „Es war kein Blut“. Dann eben lahm. Ist es so schwer, einfach mal zu sagen, wie es ist?

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