Die Tränen wollten nicht aufhören zu laufen – die Tränen der Freude, der Fassungslosigkeit und der Dankbarkeit – vielleicht kam nach der langen Europameisterschaftswoche auch ein bisschen Erschöpfung hinzu. Noch in der Meisterehrung saß er kopfschüttelnd auf seinem Siegpartner Cadeau Noir und konnte nicht glauben, was passiert ist: Gold für Moritz Treffinger in der Kür bei den FEI Europameisterschaften Dressur auf dem Schafhof in Kronberg, Sieg im Preis von Dreame.de. Silber sicherte sich die Dänin Sara Aagaard Hyrm vor Felicitas Hendricks auf dem Bronzerang.
Eins vorab: Europas beste U25-Reiter boten super Sport, sorgten für jede erdenkliche Prise Spannung und nutzen die EM-Bühne auf herrliche Weise, um ihren Sport und wunderbare Pferde zu präsentieren.
„Ich liebe dieses Pferd“
„Es war die letzten Tage nicht einfach. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich sicher sein könnte, dass es läuft“, gestand der Kür-Europameister. „Ich weiß auch nicht so richtig, was Cadeau da in der Prüfung macht, er performed einfach. Beim Abreiten war es heute ein bisschen wackelig, wir hatten unsere Problemchen, aber in der Kür hat er so gekämpft. Es war vom Gefühl unsere beste Kür je. Ich hatte das Gefühl, dass Cadeau genau wusste, diese sieben Minuten, auf die kommt es an. Er hat alles gegeben, er war elektrisch, locker, bei mir. Ich konnte einfach nur draufsitzen und genießen. Das hier ist eine einzige Liebeserklärung an dieses Pferd – ich liebe dieses Pferd!“ Und dann liefen sie wieder, die EM-Goldtränen von Moritz Treffinger. Mit einer persönlichen Bestleistung von 80,400 Prozentpunkten hat der 22-Jährige den bisher größten Erfolg seines Lebens gefeiert.
„Ich vertraue ihm und er vertraut mir und ich glaube, das hat geholfen“, sprudelte es aus der Silbersiegerin Sara, die sich schon Bronze in der Einzelwertung mit Atterupgaards Cooper gesichert hatte. „Cooper war unglaublich da drinnen in der Kür. Die Atmosphäre war so super, sie hat uns noch mal einen ‚Kick‘ gegeben – eine wahnsinnig tolle Erfahrung!“ Auch sie hatte mit 79,925 Prozentpunkten eine persönliche Bestleistung aufgelegt. „Ich glaube, besonders gut war heute die Galopp-Tour. Es war ein tolles Gefühl, als er sich in den Pirouetten richtig auf die Hinterhand gesetzt und dann auf mich gewartet hat. Aus den Pirouetten konnte ich einen kleinen Schubs nach vorne geben in die Serienwechsel – das hat alles super geklappt.“
Der Erfahrenste der drei Medaillenpferde war der 14-jährige Drombusch, der in Wellington in diesem Jahr unter Felicitas auch schon eine Weltcup-Kür gewonnen hatte. „Aber ich hatte noch nie so ein gutes Gefühl wie heute“, strahlte auch die Bronzesiegerin. „Drombusch hat bis zum letzten Halten alles gegeben, ich bin überglücklich.“ Die letzte Piaffe auf der Schlusslinie hat die 25-Jährige als ‚Schmankerl‘ obendrauf sogar einhändig geritten. Das mache sie nur, wenn sie ein richtig gutes Gefühl habe, erklärt sie und lacht: „Christoph (Koschel, ihr Trainer und Onkel) hat direkt gesagt, dass die einhändige Piaffe die beste war.“ Es sei eine sehr lange Woche gewesen, aber ihr ‚Drömmel‘ sei ‚on fire‘ gewesen. „Gut on fire!“, betont sie und lacht wieder.
Die Einzel-Europameisterin Anna Schölermann ist natürlich nicht zuletzt in einer gewissen Favoritenrolle an den Start gegangen. Zum allerersten Mal hat sie mit dem elfjährigen Springborgs Guardian die ehemalige Grönemeyer-Kür von Wansuela Suerte, dem Olympiapferd von Hubertus Schmidt, geritten. Es fing gut an, aber in der Trabtraversale war er verwirrt und galoppierte an. Anna blieb wunderbar ruhig und ritt in ihrer superharmonischen Art weiter. Es wurden 77,735 Prozent und Platz sechs. Die Plätze vier bis sechs lagen wahnsinnig dicht zusammen. Vierte wurde die letztjährige Kür-Siegerin Annabella Pidgley (GBR) auf Vamos Amigos mit 77,970 Prozent vor der Schweizerin Tallulah Lynn Nater auf Flynn FRH mit 77,885 Prozent.
Die hessische Landtagspräsidentin Astrid Wallmann war eigens für die Kür der U25-Dressurreiter angereist und hat es sich nicht nehmen lassen, in der Ehrung ihre Glückwünsche zu überbringen. Bei der Meisterehrung gab es außerdem neben Schärpen und Medaillen auch Ehrenpreise. Für den Kür-Europameister Moritz Treffinger gab es einen Dreame Airstyle Pro für das perfekte Haarstyling. Passender hätte der Preis nicht ausfallen können. Mit einem Strahlen im Gesicht reichte Moritz den Styler an seine Mutter Santina weiter, die genau an diesem Tag ihren Geburtstag feierte!
„Ideal und wunderschön!“
„Die Europameisterschaft hier ist super. Die Anlage ist natürlich ideal, wunderschön, auch mit dem ganzen Ambiente. Und die Deutschen haben ja auch gut abgeschnitten, die anderen sind aber auch nicht schlecht geritten“, freute sich der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Prof. Dr. Martin Richenhagen. „Wir haben feines Reiten bei allen Nationen gesehen und tolle Pferde. Ich glaube, wir werden viele von diesen Reitern hier auch später im großen Sport bei den Senioren wiedersehen – wenn sie die passenden Pferde finden.“
Ausgabe 06/25
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