Tokio: Gold- und Silbermedaille nach Kür-Krimi

Was für ein Finale der olympischen Dressurwettbewerbe! Im Kampf um die Einzelmedaillen präsentierten sich die Top-Paare auch in der Kür in Hochform. Allen voran Jessica von Bredow-Werndl, die mit der Trakehner Stute Dalera BB die wohl beste Kür ihres Lebens zeigte und zu Recht von allen sieben Richtern auf Platz eins gesetzt wurde. Die Leichtigkeit und Eleganz der Lektionen, perfekt abgestimmt zur Musik des Musicals La la Land, waren wahrlich sensationell. 91,732 Prozent bedeuteten eine neue persönliche Bestleistung. Gewohnt strahlend und überglücklich fasste sie unmittelbar nach ihrem Ritt ihre Gefühle zusammen: „Pure Freude, Erleichterung und wahnsinnige Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass ich das erleben darf, dass ich hier stehe, die zweite Goldmedaille um den Hals hängen habe, dass ich so ein wundervolles Pferd und so ein unglaubliches Team habe, das hinter mir steht – und meine Familie natürlich."

Es war das voraussehbare Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Aubenhausenerin und ihrer Kollegin Isabell Werth. Die Multichampionesse und ihre westfälische Belissimo-Tochter Bella Rose gaben alles, verzauberten wiederum mit phantastischen Piaffen und Passagen, doch zum Sieg fehlten ein paar Pünktchen. 89,675 Prozent ¬– die 90 Prozent, die Bella Rose bereits bei der EM in Rotterdam und in Aachen geschafft hatte, blieben ihr diesmal verwehrt. „Die Stute war fantastisch, ich wüsste nicht, was ich hätte besser machen können. Einen Moment hatte ich geglaubt, es habe gereicht. Aber ich bin zufrieden und glücklich über diese Prüfung und ich kann gut mit der Silbermedaille leben“, sagte sie.

Ein spannendes Rennen um Platz drei lieferten sich die Britin Charlotte Dujardin und die Dänin Cathrine Dufour. Dufour und ihr westfälischer Wallach Bohemian zeigten eine schwierige Kür mit vielen Höhepunkten, aber das Pferd blieb phasenweise hinter den Senkrechten. 87,507 Prozent lautete das Jury-Urteil. Charlotte Dujardin als vorletzte Starterin und ihr erst zehn Jahre alter niederländischer Wallach Gio punkteten mit hohem Schwierigkeitsgrad. Die Olympiasiegerin von 2012 und 2016 (mit Valegro) spielte ihre langjährige Championatsroutine voll aus und steuerte Gio bei seinem erst vierten internationalen Turnier souverän durch die Aufgabe. 88,554 Prozent –¬ eine Bronzemedaille für die Briten, die auch die Mannschaftsentscheidung auf dem Bronzerang beendet hatten.

Das fünftbeste Ergebnis mit 84,3 Prozent erreichte die große Überraschung dieser Dressurwettkämpfe: Sabine Schut-Kery aus den USA, noch nie bei Olympischen Spielen oder Weltcup-Events am Start, beeindruckte im Sattel ihres bewegungsstarken Hannoveraner Hengstes Sanceo mit ungemein schönem Reiten. Schon im Grand Prix und im Special hatte die gebürtige Deutsche das beste Ergebnis für das US-Team beigesteuert. In Krefeld aufgewachsen, siedelte die jetzt 52-Jährige 1998 in die USA um, zunächst nach Texas, später nach Kalifornien, wo sie einen Ausbildungsstall betreibt.

Nicht so gut verlief die Kür von Dorothee Schneider. Die Reitmeisterin setzte mit ihrem Hannoveraner Showtime auf volles Risiko, um bei der Medaillenvergabe noch in Wörtchen mitreden zu können. Ihr Mut wurde nicht belohnt, es summierten sich etliche Fehler. Bundestrainerin Monica Theodoresco erklärte es sich so: „Es hat großartig begonnen. Showtime hat dann leider die Zunge hochgezogen, vielleicht auch ein bisschen übers Gebiss, das konnte ich aus der Perspektive nicht richtig sehen. Aber dadurch kamen dann natürlich die ganzen Fehler, das tut mir für sie jetzt sehr leid, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das ist heute ein kleiner Wermutstropfen. Nichtsdestotrotz Gold und dann nochmal Gold und Silber – sehr gut, wirklich toll."

 

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